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Türkischstämmige Doktoranden: Mehr Migranten sollen forschen

Die Türkischen Gemeinde in Deutschland lobt erstmals einen Dissertationspreis aus. Man will Nachwuchsforscher mit Migrationshintergrund ermuntern, sich mit gesellschaftlich relevanten Themen wie erneuerbaren Energien oder Gleichstellung zu befassen.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland will ihren wissenschaftlichen Nachwuchs fördern. Sie schreibt in diesem Jahr erstmals einen Preis für herausragende Dissertationen aus. Der Preis ist offen für alle, doch Forscher mit Migrationshintergrund werden besonders aufgefordert, sich zu bewerben. „Wir wollen zeigen, was Migranten in der Wissenschaft erreichen“, sagte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Kenan Kolat, am Freitag in Berlin. „Dann denken mehr Studenten selbst über eine Doktorarbeit nach.“

Der Preis wird in drei Kategorien vergeben und ist mit jeweils 5000 Euro dotiert. Die Arbeiten sollen sich mit multi-ethnischen Gesellschaften auseinandersetzen, wobei die Themenschwerpunkte variieren. Aus den Naturwissenschaften werden in diesem Jahr Dissertationen über erneuerbare Energien gesucht. „Durch den Wirtschaftsboom haben wir schlimme Umweltprobleme in der Türkei“, sagt Muharrem Satir, emeritierter Geochemiker der Universität Tübingen, der im Auswahlgremium sitzt. Deutschland sei bei der Umwelttechnik führend, er hofft auf Forschungsimpulse für die Türkei. Ähnlich ist es bei dem Thema Genderpolitik, das das Gremium wegen seiner aktuellen Brisanz für den Bereich Sozial- und Geisteswissenschaften gewählt hat. Gerade in Einwanderungsländern wie Deutschland sei bei der Geschlechtergerechtigkeit „viel zu tun“, sagt Jurymitglied Süheyla Schröder, die den Berliner Campus der türkischen Bahcesehir-Universität leitet.

Laut Angaben der Türkischen Gemeinde hat Deutschland rund 30 000 türkische Studierende. Dazu kommen knapp 60 Professoren und 300 Postdocs mit türkischen Wurzeln. Genau ist das schwer zu beziffern, da viele einen deutschen Pass haben. Die Recherchen beruhten auf türkisch klingenden Namen, heißt es. Für die bessere Vernetzung legt die Türkische Gemeinde gerade eine Datenbank von türkischen Wissenschaftlern samt Forschungsthemen an. Für den Wissenschaftspreis können Dissertationen, die in den letzten zwei Jahren an einer deutschen Hochschule entstanden sind, bis zum 15. Juli bei der Türkischen Gemeinde eingereicht werden.

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